Die Weisheit des Mönchs
„Wie gestaltest du denn dein Leben, dass du so bist, wie du bist, so gelassen und in dir ruhend?“ Der Mönch sprach: „ Wenn ich stehe, dann stehe ich; wenn ich gehe, dann gehe ich; wenn ich sitze, dann sitze ich; wenn ich schlafe, dann schlafe ich; wenn ich esse, dann esse ich; wenn ich trinke, dann trinke ich; wenn ich schweige, dann schweige ich; wenn ich schaue, dann schaue ich, wenn ich lese, dann lese ich, wenn ich arbeite, dann arbeite ich, wenn ich bete, dann bete ich…“ Da fielen ihm die Fragesteller ins Wort: „Das tun wir doch auch. Aber was machst du noch, was ist das Geheimnis deines Menschseins?“
Der Mönch antwortete den Fragenden wiederum: „Wenn ich stehe, dann stehe ich; wenn ich gehe, dann gehe ich; wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich schlafe, dann schlafe ich, wenn ich esse, dann esse ich; wenn ich trinke, dann trinke ich; wenn ich spreche, dann spreche ich; wenn ich schweige, dann schweige ich; wenn ich schaue, dann schaue ich; wenn ich höre, dann höre ich; wenn ich lese, dann lese ich, wenn ich arbeite, dann arbeite ich;…“
Da sagten die Neugierigen: „Das wissen wir jetzt. Das tun wir doch alles auch!“
Der Mönch aber sprach zu ihnen:
„Nein, eben das tut ihr nicht.
Wenn ihr steht, dann lauft ihr schon; wenn ihr geht, seid ihr schon angekommen; wenn ihr sitzt, dann strebt ihr schon wieder weiter; wenn ihr schlaft, dann seid ihr schon im Erwachen; wenn ihr esst, dann seid ihr schon fertig; wenn ihr trinkt, dann kostet ihr nicht genug; wenn ihr sprecht, dann antwortet ihr schon auf Einwände; wenn ihr schweigt, dann seid ihr nicht gesammelt genug; wenn ihr schaut, dann vergleicht ihr alles mit allem; wenn ihr hört, überlegt ihr euch schon wieder Fragen; wenn ihr lest, wollt ihr andauernd wissen; wenn ihr arbeitet, dann sorgt ihr euch ängstlich; wenn ihr betet, dann seid ihr von Gott weit weg…“
überliefert