Facharzt für Psychotherapeutische Medizin

Manuela, 38 Jahre

Strichfiguren / Strichmnnchen: Gemeinschaft. (Nr. 251)Manuela (38 Jahre) kam mit einer Angststörung und Panikstörung in meine Behandlung.

Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei kleine Kinder und ein immer fröhliches, einnehmendes Wesen. Manuela erzählt, dass sie eigentlich glücklich ist, aber immer wieder erleidet sie plötzlich große, innere Unruhe und Ängste, die sich darauf beziehen, dass ihrer eigenen Familie oder der ihrer Eltern etwas Schlimmes zustossen könnte. Dies nehme ihr die ganze Lebensfreude und sei schon lange so.

In der Biografie und nach den ersten Behandlungsstunden ergab sich kein schlüssiger Hinweis auf aktuelle Belastungen oder innere, unbewusste Konflikte Manuelas. Auch in ihrer Herkunftsfamilie und Kindheit fanden sich keine größeren Probleme oder Traumata. Im Gegenteil, auch die Großfamilie scheint sehr zusammen zu halten und von Liebe geprägt. Also entschloss sich Manuela auf mein Anraten hin zu einer Familienaufstellung.

Zunächst stellten wir ihre Herkunftsfamilie auf und auch eine Person als „die Angst“. Die Familie bildete einen Kreis, in der jeder an seinem Platz war und alle aufeinander schauten.

Die Angst aber schlich außen herum um die Familie, fühlte sich sehr mächtig und suchte einen Einlass, was Manuela zu verhindern suchte.

Als sich auf dieser Ebene keine Ursache finden ließ, gingen wir weiter zurück in die Vergangenheit zu Manuelas Eltern und Großeltern und auch hier war die Angst wieder zu finden und wurde immer stärker.

Dann tauchte ein schlimmes Ereignis auf: ein Onkel von Manuelas Mutter wurde damals während einer Fahrt nach Hause (mit dem Rad) von einem Mann überfallen und getötet! Diese Szene stellten wir dar und auch den Tod des wichtigen Familienmitgliedes.

Plötzlich verwandelte sich die ängstliche Stimmung in eine traurige und alle bedauerten den Tod des Onkels und darüber konnte Heilung und eine Verarbeitung beginnen, denn was eine Familie als Trauma erleidet und nicht verarbeitet, wird unbewusst an spätere Generationen weiter gegeben.

Auch der Mörder bekam seine Schuld und sagte dann: „jetzt tut es mir sogar leid.“

Schließlich wurde wieder Kontakt zum Verstorbenen aufgenommen und die Familie konnte wieder zueinander finden.

Nun war die Angst überflüssig und schwach und setzte sich hin, ihre Aufgabe, auf den Verlust hinzuweisen, war ja nun erledigt. Nachdem die Herkunftsfamilie wieder heilen konnte, ging diese Entlastung nun von einer Generation zur anderen zurück in die Zukunft und schließlich war Manuelas Herkunftsfamilie dran. Alle spürten die Freude und Entlastung und die Familie stand wieder in einem Kreis beieinander, diesmal aber ohne Angst.

Manuela fühlte sich dort sehr wohl und konnte endlich ihren Platz als Kind einnehmen und war nicht mehr in der Rolle des Aufpassers vor einem drohenden Unglück.

Nach dieser Aufstellung fühlte sich Manuela viel wohler und freier und auch in einem später durchgeführten Abschlussgespräch zeigten sich keine Ängste mehr. Sie konnte endlich frei und lebensfroh ihr Leben gestalten!