Wie kann uns Spiritualität in der Psychotherapie helfen? Teil 2
So weit, so gut zu dieser Geschichte.
Nun wissen wir also, warum wir uns oft so sehr zu dem anderen Mitmenschen oder Partner hingezogen fühlen – weil wir das Gefühl haben, ihn zu brauchen, frei nach dem Motto: „Ich kann ohne dich nicht leben!“
Doch ist das wirklich eine Liebeserklärung?
Wo uns doch immer wieder gesagt wird, dass nur der Mensch wirklich liebt, der bereit ist, den anderen loszulassen! Bei unseren Kindern sehen wir das ja noch ein und dennoch fällt es uns oft unendlich schwer, aber beim Partner?
Mann und Frau ergänzen sich doch und können nicht ohne den anderen; beispielsweise Kinder zeugen und groß ziehen! Das stimmt sicherlich. Es gibt viele Dinge, die wir nicht ohne den Anderen tun können oder sollen. Aber muss es ausgerechnet dieser Andere sein? Was ist, wenn das Baby seine Eltern durch einen tragischen Unfall verliert und sofort liebevolle Ersatzeltern bekommt? – Es wird ihm weiterhin gut gehen! Wir brauchen also nur eine Mama und einen Papa, nicht unbedingt genau diese oder diesen.
- Aber was tue ich, wenn mir der Partner verlorengeht und ich mich wieder so leer und einsam wie ein halber Kreis fühle?
- Wo kommt dieses von mir seit neuestem so genannte Halbkreissyndrom überhaupt her?
- Und wie kann man dieses Problem überwinden?
Im Folgenden möchte ich versuchen, hierzu ein paar Antworten zu geben:
Stellen sie sich vor, sie sind ein Adler im Ei und ich (Autor) bin ein Krokodil im Ei. Nun, nach gewisser Zeit drängt es uns nach draußen (woher wissen wir eigentlich wann?) und mit aller Kraft durchbrechen wir unsere Schalen und erblicken das Licht dieser Welt. Sie als Adler, ich als Krokodil, nicht mehr und nicht weniger – wobei ich mich sputen muss, nicht gefressen zu werden (noch dazu von den eigenen Eltern – was für eine Welt?!) und ganz schnell ins rettende Wasser flüchte. Dort warte ich nur noch auf das „Groß werden“ und habe alles Wissen und Können dabei, das man eben so als Krokodil haben muss.
Sie als Adler brauchen noch eine gewisse Zeit Brutpflege (ca. 5 Monate). Dann sind auch sie soweit und fliegen. Ja sie hören richtig (!), fliegen ganz alleine, ohne es jemals gelernt zu haben, davon. Auch alle anderen Dinge, wie Fische fangen, einen Partner finden, Jungen zeugen sind angeboren und sie kommen wunderbar als Adler zurecht.
So die Theorie…
Doch wie sieht es bei uns Menschen aus? Sind wir nicht so begabt? Fehlen uns ein paar Gene zum Überleben? Hat Gott bei uns einen Fehler gemacht?
Zu ihrer Beruhigung – ich denke nicht!
Die Natur, das Universum, die Schöpfung, die Evolution, sprich der liebe Gott macht keine Fehler!
Also gibt es doch noch Hoffnung.
Wir sind als kleine Erdenbürger genauso kompetent und fähig, uns die nötige Hilfe zu holen, auf uns aufmerksam zu machen oder unsere Ruhe haben zu wollen wie mit 18 oder 48 Jahren – wenn nichts dazwischen kommt !
Und genau hier liegt das Problem, dass unsere „Kinderstube“ mindestens 18 Jahre lang dauert, oder länger, und dabei so vieles schief läuft, auch wenn unsere Eltern in bester Absicht handelten. Wir werden nicht verstanden, falsch behandelt, geschimpft, geschlagen, verglichen, verhätschelt, verwöhnt, missbraucht, verlassen, etc., etc.
„Sei ein Krokodil, kein Adler, sei ein Adler, kein Krokodil, sei kein Frosch, sei ein Frosch, sei nicht so laut, mach dich bemerkbar, sei ein Weißkopfseeadler wie deine Schwester und kein Steinadler, mach mich glücklich, mach mich nicht unglücklich, und so weiter und so fort.“
Dabei verlieren wir unser Selbst-Bewusst-Sein und unsere Identität sowie Einzigartigkeit, nebenbei auch noch unsere Vision für dieses Leben:
Warum bin ich nicht gewollt? Weshalb fühle ich mich so alleine? Was ist meine Aufgabe? Wo ist mein Platz? – Haben sie sich diese Fragen auch schon einmal gestellt? Dann befinden sie sich in guter Gesellschaft!
Dies ist einer der Gründe für die Entstehung dieser seltsamen Krankheit, genannt das „Halbkreissyndrom“, welche wir ein Leben lang versuchen, im Außen zu heilen: durch Beziehungssucht, Anerkennungssucht, Sexsucht, Spielsucht, Sucht nach Macht, Wissenssucht, Kleinheitssucht, Arbeitssucht, und so weiter und so fort. Und wenn alles nicht mehr hilft, dann führen wir eben einen Krieg, in der Welt da draußen oder zu Hause in der Familie. Das ergibt auch einen gewissen Sinn.
Zu pessimistisch? Leider ist dies die Realität und deswegen sieht unsere Welt so aus, wie sie aussieht. Für den überwiegenden Teil der Menschheit nicht sehr rosig.
Doch es gibt Hoffnung, eine große Hoffnung und bereits viele Menschen beginnen, diesen Weg zu suchen und zu beschreiten. Mehr dazu später.
Im Moment möchte ich Ihnen noch eine meiner Lieblingsgeschichten erzählen, die ich auch oft meinen Klienten erzähle, wenn sie unter einem Selbstwertproblem leiden, die Geschichte vom Hühneradler. Nebenbei ist diese auch noch ein sehr schönes Bild für Heilung und Begleitung dabei.