Die Steinpalme
(Nach einer Legende aus der Sahara)
Ein Mann, der tagelang durch die Wüste geirrt war, gelangte schließlich zum Meer. So stand er vor dem endlosen, weiten, salzigen Wasser, das seinen brennenden Durst nicht stillen konnte.
Da packte ihn rasender Zorn. Als er in der Nähe einen jungen, grünen Palmenbaum sah, schrie er: „Warum lebst du, warum findest du Nahrung und Wasser, während ich hier verdurste?“
Mit letzter Kraft nahm er einen Stein und schmetterte ihn auf das Kronenherz des jungen Baumes.
Der Mann brach neben der kleinen Palme zusammen. Man erzählte sich, dass er am nächsten Tag von Kameltreibern gefunden und gerettet wurde.
Die Palme war tief getroffen, ihre Fächerblätter gebrochen. Sie versuchte, ihre Last abzuwerfen. Sie schüttelte und bog sich, vergebens.
Da krallte sie sich tiefer in den Boden, bis ihre Wurzeln eine verborgene Wasserader erreichten, die als Quelle emporschoss. Diese Kraft aus der Tiefe und die Sonnenglut aus der Höhe machten sie stark und sie wuchs zu einer königlichen Palme, der auch die Stürme der Sahara nichts anhaben konnten.
Nach Jahren kam der Mann wieder, denn inzwischen gab es an diesem Ort eine kleine Oase.
Da senkte die kräftigste und schönste Palme ihre Krone, zeigte dem Mann den Stein in ihrer Krone und sagte: :
„Ich muss dir danken. Deine Last hat mich stark gemacht.“